Bücher Herunterladen Werke in vier Bänden: 1: Die Dramen (suhrkamp taschenbuch)
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Werke in vier Bänden: 1: Die Dramen (suhrkamp taschenbuch)
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Über den Autor und weitere Mitwirkende
T. S. Eliot, geboren 1888 in St. Louis/Missouri, gestorben 1965 in London, ist einer der bedeutendsten Dichter des 20. Jahrhunderts. Erich Fried, geboren 1921 in Wien, war als Essayist, Übersetzer und Lyriker tätig. Er verstarb im November 1988 in Baden-Baden. Peter Suhrkamp, geboren am 28. März 1891 in Kirchhatten (Oldenburg), war nach dem Besuch des Volksschullehrerseminars (1905–1911) von 1911 bis 1914 Volksschullehrer (1914 holte er als Externer das Abitur am Realgymnasium nach), zuletzt in Bremerhaven. Er nahm als Kriegsfreiwilliger am Ersten Weltkrieg teil (ab 1917 Kompanieführer einer Sturmkompagnie). Nach dem Aufenthalt in einem Sanatorium 1918 studierte er Germanistik. Im folgenden Jahrzehnt wirkte er nacheinander als Lehrer (Odenwaldschule und Freie Schulgemeinde Wickersdorf), zwischen 1921 und 1925 als Dramaturg und Regisseur (Darmstadt) sowie (1925-1929) als Pädagogischer Leiter (Wickersdorf), danach als freier Journalist (Berliner Tagblatt) in Berlin und als Zeitschriftenredakteur im Haus Ullstein (Uhu). 1932 Herausgeber der Hauszeitschrift des S. Fischer Verlags, Die neue Rundschau, wurde er im Herbst 1933 Vorstandsmitglied im Verlag. Nach dessen Umwandlung in eine Kommanditgesellschaft 1936 leitete er ihn allein. Ab 1942 musste er den Verlag umbenennen in Suhrkamp Verlag. Am 13. April 1944 wurde er verhaftet und wegen »Hochverrat u. Landesverrat« unter Anklage gestellt, am 8. Februar 1945 aus dem Konzentrationslager Sachsenhausen entlassen. Am 4. Oktober 1945 erhielt er als erster Verleger eine Lizenz von der Britischen Militärregierung für den Suhrkamp Verlag Berlin, kurz danach die einer Amerikanischen Militärregierung. 1950 erfolgte die Trennung von Gottfried Bermann Fischer, als dessen Treuhänder sich Suhrkamp verstanden hatte, und der Eintrag einer Einzelhandelsfirma Suhrkamp Verlag mit Sitz in Frankfurt am Main. 1951 gründete er die Bibliothek Suhrkamp; im selben Jahr erhielt er die Ehrendoktorwürde der Philosophischen Fakultät der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt. Peter Suhrkamp starb am 31. März 1959.
Produktinformation
Taschenbuch: 511 Seiten
Verlag: Suhrkamp Verlag; Auflage: 4 (28. August 1988)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3518380613
ISBN-13: 978-3518380611
Größe und/oder Gewicht:
10,6 x 2,6 x 17,7 cm
Durchschnittliche Kundenbewertung:
5.0 von 5 Sternen
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Zitat von T.S. EliotDer britische Schriftsteller T.S. Eliot wurde 1948 mit dem Literaturnobelpreis vor allem für seine Lyrik ausgezeichnet, "für seine bemerkenswerte Leistung als Bahnbrecher in der heutigen Poesie." Neben Gedichten verfasste er auch Essays und Dramen, die die griechische und mittelalterliche Versdichtung neubeleben. Geprägt von der griechischen Antike und dem christlichen Humanismus greifen seine Dramen wie schon seine Lyrik existentielle Probleme des Menschen auf und bemühen sich um eine Sinngebung für das menschliche Sein. Eliot hielt sich fern von zeitgenössischen Strömungen wie dem Realismus und Naturalismus und auch in seinen Theaterstücken verwendet er sehr oft als literarische Form das Versdrama, das nach seiner Meinung "das Fenster in eine Welt (öffnet), die wir gemeinhin nicht gewahr werden, die sonst nur in der Musik erreichbar ist."Sein bekanntestes dramatisches Werk ist das moderne Mysterienspiel "Mord im Dom", das er im Auftrag der anglikanischen Kirche schrieb und das 1935 uraufgeführt wurde. Es handelt sich trotz dramatischer Zuspitzung und ungeachtet der blutigen Mordtat am Altar der Kathedrale von Canterbury mehr um christliche Liturgie als shakespearsche Dramatik. Die zentrale Figur des Stückes ist historisch verbrieft (es handelt sich um Thomas Becket, den Erzbischof von Canterbury, der im 12. Jahrhundert zum Märtyrer und Heiligen der anglikanischen und katholischen Kirche wurde) oder wie einer der vier Versucher es zu Thomas in dem von Rudolf Alexander Schröder übersetzten Versdrama als Blick in die Zukunft so treffend sagen wird: "Man wog deine Mängel, man hat sie notiert, Das historische Faktum wird kühl registriet. Es hängt kein Geheimnis, so geht dann die Meinung, An dieser geschichtlich umschriebnen Erscheinung." Das Stück spielt im Jahre 1170 zur Weihnachtszeit. Der vom König verbannte Erzbischof Thomas, der unter Heinrich II. das Amt des Kanzlers und Erzbischofs bekleidete und der mit dem König bei der Errichtung eines idealen Staatswesen mitwirken sollte (den Zusammmenschluß geistlicher und weltlicher Amtswaltung unter einer zentralen Behörde) bevor er in seinem Amt als Erzbischof seine Politik umkrempelte, "päpstlicher als der Papst" wurde und sich allein der höheren göttlichen Ordnung unterwarf, kehrt zu seiner Gemeinde zurück die Unruhen und erneute Feindschaften befürchten.Die Figur des Thomas im Versdrama von Eliot ist auch heute noch so interessant, weil sie den Idealtypus des "homo religiosus" verkörpert (ob negativ oder positiv lässt sich in diesem Fall nicht eindeutig sagen), nicht nur des Mittelalters, sondern aller Zeiten: den radikalen religiösen Menschen, der sich "wünscht die Welt allein Gott untertan" und der dazu bereit ist für seinen Glauben an Gott zum Blutzeugen, zum Märtyrer zu werden. Vor seiner Ermordung im Dom durch die vier Ritter befiehlt der Erzbischof seinen Priestern die Türen zu öffnen ("Ich will nicht das Gebetshaus, Christi Kirche, Das Heiligtum zur Festung machen. Beschirmerin soll die Kirche sein, allein nach ihrer Sitte, nicht Wie Holz und Stein.") und weigert sich Widerstand als Verteidigung zu leisten: "Wir sind nicht hier, durch Kampf und List, auch nicht durch Widerstand zu triumphieren, Auch nicht, als Mensch mit Bestien zu kämpfen. Wir haben das Tier bekämpft Und haben es besiegt. Nun bleibt nur noch der Sieg Durch Leiden. 's ist der leichtere Victorie. Jetzt triumphiert das Kreuz." Die vier "Bestien", die Ritter werden sich nach ihrer Mordtat beim Publikum rechtfertigen: sie haben ihn "uneigennützig" beseitigt, als Patrioten "die ihr Land über alles stellen." Sie waren nur die Werkzeuge der Interessen des Volkes und "verdienen Ihren Beifall." Und hat der Erzbischof in seiner "ungeheuerlichen Ichbezogenheit", in seinem Fanatismus, der sich den Märtyrertod in seiner letzten Predigt zum Ziel gesetzt hatte, seine Ermordung nicht quasi heraufbeschworen und müsste nicht das Verdikt letztendlich "auf Selbstmord infolge Geisteskrankheit" fallen? All diese "rationalen" Rechtfertigungsversuche einer Bluttat tragen die Signatur der heutigen "Verantwortungspolitik" und machen das Stück in Zeiten von religiös motivierten Gewalttaten und deren politischen Gegenreaktionen in Form von Kriegen immer noch so aktuell.Das Versdrama "Der Familientag" hatte seine Erstaufführung in London 1939 und schon damals behaupteten nur wenige, das Stück wirklich verstanden zu haben. Ein Kritiker urteilte, dieses Stück sei nur für Intellektuelle und ein anderer zollte zwar dem Drama Respekt, sprach aber gleichzeitig von einem "Wortschwall". Der Schauplatz ist ein Landsitz im Norden Englands, Wishwood. Aus Anlass zu ihrem Geburtstag sollen sich alle Familienmitglieder der alten verwitweten Lady Monchensey auf ihrem Landgut versammeln. Mit großer Spannung wird die Ankunft des ältesten Sohnes von Amy erwartet, Harry, den die Verwandten seit acht Jahren nicht mehr gesehen haben. Vor einem Jahr hat Harry auf Reisen seine Frau verloren, die auf einem Schiff von Deck gefegt sein soll "mitten in einem Sturm" oder wie die Zeitung berichtete: "Dame der Gesellschaft von Dampfer verschwunden." Nach den Plänen der Mutter, die für ihre vermißte Schwiegertochter nicht viel übrig hatte (zur Hochzeit wurde nur Tante Agatha eingeladen), soll ihr ältester Sohn das Landgut übernehmen und als Herr sich um den verfallenen Landsitz kümmern ("Nach so viel Übung konnt ich's aushalten, diese zehn Jahre Eine Rolle zu spielen, die mir aufgenötigt wurde; Nun kam ich zurück und fand eine andere fertig - Das Buch lag auf, Zeilen unterstrichen, und das Kostüm zum Anziehen bereit."). Doch dieser ringt mit seiner schuldvollen (?) Vergangenheit und wird im wahrsten Sinne des Wortes von bösen Geistern in Gestalt der Eumeniden verfolgt, die hinter dem Vorhang im Wohnzimmer stehen und die Harry nur sehen kann: "Meine Ratlosigkeit aber ist ganz persönlich - Wären sie nur da DRAUßEN, Könnte ich irgendwohin flüchten - VIELLEICHT. Wären sie nur in mir, Könnte ich sie vielleicht verdrängen mit Hilfe von Doktor Warburton Oder von irgendeinem Arzt, einem andern Doktor Warburton, Wenn es euch beliebte, einen andern Arzt auf mich loszulassen." Hat er seine Ehefrau vom Schiff gestoßen oder mag es so sein "Ich träumte nur, daß ich sie stieß"?Im Gespräch mit seiner Tante Angatha wird die Frage nach der Schuld als Problem aufgedeckt, dass sich durch die Zeiten der eigenen Familiengeschichte fortsetzt. Er erfährt dass seine Tante Agatha ein Verhältnis mit ihrem toten Vater hatte und sich sehnlichst ein Kind von ihm wünschte. Als die Mutter Amy mit Harry im dritten Monat schwanger war, grübelte ihr Ehemann, "wie deine Mutter zu beseitigen wäre. Was für einfältige Pläne! Er war nicht geeignet für die Rolle eines Mörders." Agatha hielt ihn von dieser Wahnsinnstat zurück: "ich hielt ihn auf. Ich kann mir das bißchen gesunde Vernunft nicht anrechnen. Er hätte alles verpfuscht. Ich wollte DICH nicht töten. Du getötet! Was warst du damals? Nur ein Etwas, "Leben" genannt - Etwas, das MEIN hätte sein sollen." Diese Offenbarung hat zur Folge dass sich Harry von dem Familienfluch der Schuld (gefangen in dem Zirkel von Schuld und Sühne) frei fühlt "vom Ring der Gespenster Hand in Hand, von den Verfolgern" und fasst einen Entschluss zu dem das Wort von seiner Tante "das Amen war."Die Mutter Amy dagegen versteht oder vielmehr missversteht den Entschluss ihres Sohnes für den Weg in eine andere Richtung als eine Berufung zum Missionar. Die praktisch veranlagten Verwandten die den Chorus bilden (Charles, Gerald, Violet, Ivy) geben ihrem Neffen obwohl sie zunächst irritiert sind über diese von der Mutter in den Raum gebrachte Berufswahl ("Missionar! Das ist in unserer Familie noch nie dagewesen!") und ihre eigenen Bedenken haben praktische Ratschläge um seinen Weg als Missionar verwirklichen zu können: er muss sich mit dem Tropenklima vertraut machen, medizinische Kenntnisse sammeln, sich gegen Tropenkrankheiten impfen lassen, kirchliche Qualifikationen erwerben, den Vikar konsultieren. Die Richtung der Entscheidung Harrys lässt sich weniger verstehen als erfühlen. Aber mann kann schon sagen, dass es sich um die Entscheidung für eine religiöse Existenz handelt, in welcher Form bleibt offen selbst für Harry: "Ich hab noch nicht die genauen Direktiven. Wohin geht man aus einer Welt des Wahnsinns? Irgendwohin jenseits der Verzweiflung, Zum Gebet in die Wüste, zu Durst und Entsagung, Einem steinernen Heiligtum und einem rohen Altar, In Sonnenbrand und eisige Nachtwachen, Zur Sorge für das Wohl von geringen Menschen, In die Schule der Unwissenheit, der unheilbaren Krankheiten. Das ist alles möglich. Es ist Liebe und Furcht, Was auf mich wartet und mich ruft und mich nicht fallen lassen wird. Laß das Heimchen zirpen, John soll Herr sein."Seine geistreiche und tiefgründige Komödie "Die Cocktail Party" (1949 uraufgeführt) erhielt 1950 den Tony Award für das beste Theatersück. Es ist Eliots Beitrag zur modernen Lustspielliteratur, das seinen Kern in altgriechischen Dramen des Euripides hat: "In der dreiaktigen Komödie "Die Cocktail Party (1949) wird ein Gesellschaftslustspiel geboten, dessen Problematik auf den antiken Alkestis-Stoff zurückgeht. Denselben Stoff, den Thornton Wilder 1955 in seiner "Alkestiade" zum Anlaß nahm, um nach dem Sinn von Leben, Leiden und Lieben zu fragen, verwendet Eliot zur Gestaltung einer Ehekomödie, die vordergrundig auf den üblichen geistvollen und hintersinnigen Konversationston abgestimmt ist, allerdings im Hintergrund die ernsten ethischen Probleme der Vereinsamung und des Miteinanderlebenmüssens, der Einsatzbereitschaft für andere und des Heilens einer zerbrochenen Welt zur Diskussion stellt. Dadurch wird es kein konventionelles Gesellschaftsstück in der Art Wildes oder Maughams, sondern weit mehr ein modernes Seelendaram von tieferer Bedeutung, bei dem Scherz, Satire und Ironie nur vordergründige Mittel zum unterhaltsamen Zweck sind." (Helmut Prang, Geschichte des Lustspiels, S.370f.) Der Entfremdungsprozess der im Stück zum Ausdruck kommt wird von dem Unbekannten Gast, der sich später als Arzt entpuppt der das Ehepaar beraten wird, als "Verlust des eigenen Ich" genannt, der Mensch ist plötzlich "auf den Stand eines Objekts" reduziert, "ein lebendes Objekt, aber nicht mehr ein Mensch. Das geschieht sehr oft, weil man sowohl Objekt, Wie Mensch ist." Der Fremde gibt für diese Objektivierung des Menschen ein Beispiel aus der Realität flankiert mit drastischen Worten. Wenn der hilfebedürftige Mensch einen Arzt konsultiert ist es im Gespräch noch ein Subjekt, "das Zentrum der Wirklichkeit. Aber ausgestreckt auf dem Tisch, Sind Sie für Ihre Umgebung, für die maskierten Akteurs, Nichts als ein reparaturbedürftiges Möbelstück; Nur ihr Körper ist von Ihnen noch da, Ihr "Selbst" ist entwichen."Die Komödie "Der Privatsekretär" (zum erstenmal während der Edinburgher Festspiele am 25. August 1953 gespielt) ist nach Auffassung mancher Kritiker sein vielleicht bestes dramatisches Werk, nirgendwo sonst gelinge es dem englischen Dichter die Frage nach dem Sinn der menschlichen Existenz so federleicht und schwerelos zu präsentieren. Wie schon in der Komödie "Die Cocktail Party" mischen sich hier ebenfalls Lustpielhaftes und Tiefernstes, "so daß man sich nicht von den geistreichen Dialogen verführen lassen darf, darin bereits das Wesentliche des modernen Stückes zu sehen. Denn der antike Ion-Stoff, der hier gestaltet wird, spielt für die kinderlosen Ehepartner im Hinblick auf ein voreheliches Kind eine durchaus ernste Rolle, selbst wenn dieses Problem vordergründig verdeckt erscheint." (Helmut Prang, Geschichte des Lustpiels, S. 371) Sir Claude Mulhammer stellt den jungen Mann Colby Simkins als seinen neuen Privatsekretär ein. Was nur beide wissen ist, dass Colby sein unehelicher Sohn ist, der bei seiner Tante Mrs. Guzzard, der Schwester der verstorbenen Mutter von Colby, aufwuchs und wo Sir Claude bei seinen gelegentlichen Besuchen und finanzieller Unterstützung "wie eine Art Beschützer, ein generöser Wohltäter, eher wie ein Patron, als ein Vater" auftrat. Seine Frau Lady Elisabeth die ebenfalls ein voreheliches Kind hat oder besser gesagt hatte (sie kann sich nicht mehr erinnern wohin sie es "verlegte" und seit der Vater tot ist, ist "es auf keine Weise aufzupüren.") will er dazu bringen, dass sie Colby gemeinsam adoptieren, doch die distinguierte an Erinnerungslücken leidende Lady die während ihres Aufenthalts in Zürich einen Arzt der Gedächntiskontrolle lehrt konsultierte, behauptet nun ihrerseits nach einem Gespräch mit Colby er sei ihr verlegtes und vermißtes Kind.Die Verwirrung und Komik wird ihren Lauf nehmen, bevor Mrs. Guzzard Licht in die ganze Angelegenheit bringen wird: Colby ist weder der Sohn von Sir Claude noch von Lady Elisabeth, sondern ihr eigener leiblicher Sohn. Neben den geistreichen Dialogen wird die Einsamkeitsproblematik der Protagonisten Colby und Lucasta (die uneheliche Tochter von Sir Claude) wunderschön zur Sprache gebracht. Wie sein geglaubter Vater Sir Claude hat Colby eine musische Neigung, die Liebe zur Musik (sein Vater die Liebe zu Töpferei). Sie ist die Eingangspforte, die heimliche Tür zu seinem geheimen Garten, doch in diesem Garten ist er allein und "darum ist er nicht wirklich": "Nicht allein sein dort. Wenn ich fromm wäre, würde Gott in meinem Garten wandeln. Und das würde, glaube ich, die Welt außerhalb wirklich und annehmbar machen." Lucasta beneidet Colby um seine innere Welt, seinen geheimen Garten, hinter dem er die Pforte schließen kann, ihr Garten ist "ein schmutziger Platz. In einem schäbigen Londoner Viertel - wie das, wo ich einige Zeit Mit meiner Mutter wohnte. Ich habe keinen Garten. Ich fühle kaum, daß ich überhaupt Jemand bin: Nein - nichts als ein Stück lebender Materie Auf der Oberfläche eines Kanals dahintreibend. Ja: dahintreibend - das ist es." Für Eliot, und das wird in diesen Zeilen mal wieder deutlich, gibt es zwei Wege: den glaubenslosen Weg der Vernichtung, wo der Mensch nur auf die Materie reduziert wird oder den Weg eine neue Welt in christlicher Haltung, auf religiösen Grund aufzubauen, wo der Mensch in radikaler Abgrenzung zu dem fast alltäglich gewordenen Weg der Verdinglichung und des Reduzierens auf ein bloßes Objekt Person ist und damit wieder seine Würde erhält.Sein letztes dramatisches Werk, der Dreiakter "Ein verdienter Staatsmann", das seine Uraufführung am 25. August 1958 hatte und von Erich Fried ins Deutsche übertragen wurde, ist seiner Frau gewidmet und beginnt mit den lyrischen Anfangszeilen: "Der ich die springende Freude verdanke, Die meine Sinne erquickt zur Zeit unsres Wachens, Und den Rhythmus, der unsere Ruhe regiert zur Zeit unsres Schlafens, Das Atmen im Einklang/Von Liebenden... Die die gleichen Gedanken denken und keiner Sprache bedürfen/Und die gleiche Sprache stammeln und keines Sinnes bedürfen". Es geht in diesem Stück um den pensionierten Politiker und Präsidenten von öffentlichen Gesellschaften Lord Claverton, der nach einem Schlaganfall ins Sanatorium in Badgley Court gehen soll, um sich dort in Ruhe zu erholen. Seine Tochter Monica wird ihn begleiten, deren Verhältnis zu ihrem Vater so eng ist, dass sie bisher ihren um sie werbenden Bräutigam in gebührendem Abstand gehalten hat. Monica erklärt Charles die zwei Gründe, die sie veranlassen ihren Vater nicht im Stich zu lassen, zum einen hat dieser einen "Horror vor dem Alleinsein" und der zweite Grund ist das Gegenteil vom ersten, "seine Angst, Fremden ausgeliefert zu sein." Im Stück wird der Konflikt zwischen Scheinexistenz und wahrer Identität, zwischen Lebenslüge und dem Mut zur Wahrheit in der Person von Lord Claverton ausgetragen. Der Schwiegersohn in spe wird Monica an einer Stelle sagen, dass die private Person von Lord Claverton in der Öffentlichkeit so gut gehütet war, "daß ich mich manchmal fragte, ob da Überhaupt ein privates Ich zu hüten war." Der von allen Ämtern zurückgetretene ältere Herr ist nun zum Dasein als Privatperson verdammt, seine früheren Bekannten und Kollegen in der Stadt und im Oberhaus möchte er nicht mehr belästigen: "Die werden nicht wollen, Daß mein Geist in der City umgeht oder im Oberhaus sitzt. Und ich, der ich mich selber als Geist erkenne, Werde dort nicht erscheinen wollen. Ich kann nur lächeln Beim Gedanken, daß Menschen sich vor Geistern fürchten. Wenn die wüßten, wie sich ein Geist vor Menschen fürchten kann!" Sein tatenloser Ruhestand wird in dem Bild der leeren Seiten in seinem Terminkalender symbolisiert und der Frage "wieviel leere Seiten wohl noch" bleiben?Der Besuch eines Herrn Gomez bringt den Schatten der Vergangenheit in seine trostlose Gegenwart und aussichtlose Zukunft zurück. Beide kennen sich von Oxfort her, wo sie gemeinsam studierten und ein freundschaftiches Band zwischen den beiden bestanden hat. Federico Gomez wird seine Lebensgeschichte noch einmal erzählen und seinen ehemaligen Freund an ein Ereignis aus der Vergangenheit erinnern, als sie gemeinsam in einer Sommernacht mit dem Auto und zwei Mädchen im Rücksitz von einem Ausflug nach Oxford zurückkehrten und wo Lord Claverton einen alten Mann überfuhr und nicht anhielt. Diese scheinbare Leiche im Keller ist bei Gomez gut aufgehoben, der Vorwurf der Erpressung erweist sich als falsch. Dem alten ehemaligen Freund mangelt es nicht an Geld, sondern an Freundschaft und Gesellschaft. Im zweiten Akt ist die Szene eine Terrasse im Erholungsheim Badgley Court, deren Leiterin bestrebt ist, alles zu vermeiden, was den Gästen "an eine Klinik erinnern könnte. Wir wollen nicht, daß unsere Gäste sich für krank halten." Hier trifft Lord Claverton Mrs. Carghill die sich als Maisy Montjoy zu erkennen gibt, eine ehemalige Revuesängerin mit der Lord Claverton zusammen war bevor zum Bruch des Eheversprechens, eine unschöne Angelegenheit die außergerichtlich verhandelt wurde. Diese beiden Verfehlungen aus der Vergangenheit (die jedoch später relativiert werden, der Mann den Lord Claverton damals auf der Straße überfuhr war bereits tot und Mrs. Carghill hat von dem gebrochenen Eheversprechen zumindet finanziell profitiert) wird Lord Claverton im dritten Akt seiner Tochter Monica und seinem Sohn Michael (der in seiner Lebenslaufbahn in den Augen seines Vaters gescheitert ist) beichten wodurch die Situation eine christliche Wendung bekommt. Seine Verfehlungen sind keine Gesetzesübertretungen sondern werden von ihm als Sünde definiert: "Es ist schwerer, die Sünde zu beichten, an die keiner glaubt, Als das Verbrechen, das jeder begreifen kann. Denn das Verbrechen besteht in Bezug auf das Gesetz, Und die Sünde besteht in Bezug auf den Sünder."Muss man das explizit religiöse Element im dramatischen Schaffen von Eliot, diese christlice Note am Ende von "Ein verdienter Staatsmann" gleich als Missionierung brandmarken, die beim Theaterbesucher oder Leser zu "Abwehrreaktionen" führt? Ist das anrührende Ende, wo der geläuterte und reuevolle Vater sich von seiner Tochter mit der Absicht spazieren zu gehen verabschiedet, "als wär er durch eine Türe gegangen, die wir nicht sehen, und hätte sich umgedreht und blickte auf uns zurück Mit einem Abschiedsblick" nur was für "alte Ministrantenseelen, die sich erbauen" lassen? Warum wird eine solche religiöse Symbolik in der modernen Literatur sofort der Lächerlichkeit preisgegeben und derartig verzerrt wahrgenommen?Eliots kunstvolle und geistreiche Dramen gehören, wenn schon nicht mehr auf die Bühne der Gegenwart, so doch auf den Lesepult jeden Liebhabers der dramatischen Dichtung.
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